Mikroplastik – neue Standards bei Wäsche

Wie kann textiles Mikroplastik erkannt und dann reduziert und vermieden werden? Hierzu gibt es nun ein standardisiertes Prüfverfahren. An dessen Entwicklung war auch das zum DBL Verbund gehörende Unternehmen DBL ITEX beteiligt. Einblicke im Interview.


Der Prüfdienstleister Hohenstein hat in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Trigema, Freudenberg, Paradies und DBL ITEX eine neue DIN SPEC 4872* geschaffen. Und damit ein standardisiertes Prüfverfahren zur Ermittlung und Klassifizierung der Umweltbelastung von Textilien und textilen Produkten beim Waschen. Was steckt dahinter und wo liegen die Vorteile? Im Gespräch mit dem Chemiker Hendrik Dewald von der DBL ITEX Gaebler-Industrie-Textilpflege GmbH & Co. KG in Heiligenroth.  

Herr Dewald, was ist Ziel des standardisierten Prüfverfahrens?  

Mit Hilfe des Prüfverfahrens kann bestimmt werden, wie viele Fasern aus der Kleidung beim Waschen ausgetragen werden, wie gut sich diese Fasern im Abwasser abbauen und wie schädlich die Faserrückstände für die Umwelt sind. Das Ziel ist, mit dem Prüfverfahren eine Vergleichbarkeit zwischen den Textilien zu schaffen, um in Zukunft schnell und einfach entscheiden zu können, wie viel Einfluss ein Produkt beim Waschen auf die Umwelt hat. 

Wie funktioniert es?  

Das Prüfverfahren soll schnell und einfach erkenntlich machen, ob ein Kleidungsstück beim Waschen Fasern verliert, die lange – oder im besten Fall weniger lange – in der Umwelt verweilen, bis sie abgebaut sind. Dazu wurden Klassifizierungscodes erarbeitet, die dem Kleidungsstück zugewiesen werden können. Hat ein Kleidungsstück einen solchen Code, kann man direkt den Faseraustrag erkennen und mit anderen Produkten, die ebenfalls den Code tragen, vergleichen. Das könnte Unternehmen die Entscheidung in Zukunft leichter machen, auf nachhaltigere und weniger umweltschädliche Kleidungsstücke zurückzugreifen. 

Wie war DBL ITEX beteiligt? 

Wir sind über den Initiator der DIN SPEC 4872, also den Prüfdienstleister Hohenstein, auf die Erstellung dieser Spezifikation aufmerksam geworden und stellvertretend für ITEX war ich dann beim Kickoff-Meeting dabei. Die Intention und der Nachhaltigkeitsgedanke hinter der DIN SPEC hat uns so gut gefallen, dass wir Teil davon sein wollten. So haben wir gemeinsam mit anderen Unternehmen über den Verlauf von etwa einem Jahr mit Hohenstein an der DIN SPEC gearbeitet, geforscht, normiert und Versuche angestellt, die dann letztendlich in der DIN SPEC festgehalten worden sind. Wir konnten Hohenstein vor allem mit Material- und Abwasserproben und unserem Wissen in der industriellen Textilpflege unterstützen. 

Was genau bringt die neue Prüfmethode und wie wird sie in der Praxis umgesetzt – was sind bisherige Erfahrungen?  

Die DIN SPEC wurde erst im Februar 2023 veröffentlicht – noch ist sie nicht sehr bekannt. Zurzeit geht es also darum, Unternehmen auf diese neue Spezifikation aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie sehr es sich lohnt, die Faserfreisetzung von Textilien beim Waschen vergleichbar zu machen. Es könnte dazu führen, dass in Zukunft Unternehmen, die versuchen ihren Umwelteinfluss zu mindern, gezielt auf Kleidungsstücke zurückgreifen – sei es Kauf- oder Mietkleidung – die weniger Einfluss auf die Umwelt beim Waschen haben. Auch Vorgaben durch die Gesetzgebung, (Stichwort BImSchG)** könnten dazu führen, dass eine solche Klassifizierung nötig wird, da zum Beispiel die Emission von Abwässern ins kommunale Netz weiter und feiner geregelt wird. 

Herr Dewald, danke für das Gespräch.  

*DIN SPEC 4872: Prüfmethode für Textilien – Bestimmung der Faserfreisetzung beim Waschen und des aeroben Abbaugrads in wässrigem Medium unter Berücksichtigung der Ökotoxizität 

**Das deutsche Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG), Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge gehört systematisch zum Umweltrecht und soll Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorbeugen sowie schädliche Umwelteinwirkungen durch Emissionen in Luft, Wasser und Boden vermeiden und vermindern (§ 1 BImschG). 

Hier finden Sie weitere Informationen zur DIN SPEC 4872: 

Factsheet – Umweltauswirkungen von Textilien beim Waschen  


  
  

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